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Livigno – Sport pur auf 1.816 Metern

Drei Tage im 1.816 Metern hoch gelegenen Livigno reichen kaum aus, um das umfassende Freizeitangebot der italienischen Region vollständig auszutesten. Mountainbiken, Trailrunning, Wandern, Golfen, Klettern, Hochseilgarten, Wassersport und Shopping ohne Ende – Feel the Alps – der Slogan ist Programm. Ich war dort und habe einen Versuch gewagt.

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Ein kleiner Ort malerisch am Ufer der Spöl auf 1.816 Metern gelegen, umgeben von über 15 Dreitausendern, angrenzend an einen neun Kilometer langen Stausee, eine der höchsten gelegenen dauerhaft bewohnten Siedlungen der Alpen, das zweithöchst gelegene Sportzentrum der Welt: All das ist Livigno. Bisher vor allem als Wintersportort bekannt hat Livigno auch eine zweite Seite: Im Sommer ist der Ort an der Schweizer Grenze geradezu perfekt, um dort Sport zu treiben und zu Shoppen. Meine Tage standen voll im Zeichen des Sports.

Angereist bin ich mittwochs. Mit dem Zug bis München und von dort mit einem privaten Shuttle durch das schönste Alpenpanorama. Weitere Anreisemöglichkeiten gibt es weiter unten. Meine drei Tage im Detail:

Tag 1:

Als der Wecker um 7.30 Uhr klingelt, bin ich schon hellwach. Die Sonne hat mich mit den ersten Strahlen geweckt. Also rein in die Haglöfs Gram Comp II Trail Running Schuhe und los geht’s. Meine Route führt vom Hotel ein Stück durch den Ort. Nach etwa 300 Metern biege ich auf den Rad- und Gehweg parallel zur Spöl ab. Ich folge dem Weg bis zum Ufer des Lago Livigno und treffe dort auf einen schmalen Trail. Dieser führt mich in Serpentinen, immer enger und steiler werdend, aus dem Tal 335 Höhenmeter bergauf. Mein Ziel ist eigentlich der Gipfel des 2.362 Meter hohen La Paré. Bei 2.153 Meter über dem Meeresspiegel klingelt aber mein Timer. Ich muss zurück. Meine Begleiter erwarten mich beim Frühstück. Ich mache noch ein Bild vom traumhaften Blick über den See und mache mich an den Rückweg. Die Serpentinen geht es über Stock und Stein zurück bis ins Tal in den langsam erwachenden Ort. Aus der kurzen Runde ist eine amtliche Trainingseinheit geworden.

Die Laufrunde als .gpx Datei, geloggt mit meiner Polar V800 gibt es hier und hier.

Nach einem wohlverdienten Frühstück beginnt das eigentliche Tagesprogramm. Vom Hotel geht es in den Hochseilgarten Larix Park. Der Hochseilgarten liegt in einem Lärchenwald am Rand des Ortes. Die bis zu tausend Jahren alten Lärchen sind bis zu 30 Meter hoch und dienen dem Hochseilgarten als einzige Stützen. Sechs Parcours verschiedener Schwierigkeit ziehen sich durch den Wald und bieten jedem die Möglichkeit seine Grenzen zu erfahren. Unsere Gruppe steigt nach einer kurzen Einweisung für Klettergurte, Sicherungsseile und Seilrollen in die blau markierte, mittelschwere Route ein.

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Über mehrere Seilbrücken, eine Art Spinnennetz, eine an Gummiseilen aufgegangene Brücke und ziemlich wacklige Baumstämme geht es in bis zu zehn Metern Höhe von Baum zu Baum. Während ich bei meinem Hochseilgarten-Debüt viele Bewegungen vom Klettern und Klettersteig kenne, tun sich zwei Begleiter eher schwer. Durch gutes Zureden können wir den Parcours aber dennoch sicher beenden.

Nach einer kurzen Pause starten wir anschließend in den orangenen Parcours. Dieser ist eigentlich nur eine Aneinanderreihung von vielen, bis zu 40 Meter langen Seilrutschen in  15 Metern Höhe. Hier sind wir alle deutlich sicherer und können den Spaß so richtig geniessen.

Zu zweit steigen wir dann noch in die schwerste, die schwarze Route ein. Erst geht es eine acht Meter hohe Strickleiter hinauf, von dort ein gewagter Sprung. Es ist nur ein halber Meter zu überwinden. Dann geht es mit einem an einer Rolle aufgehangenen Netz zu einer Plattform. Von dort ein Tarzan-Schwung in ein weiteres Netz. Das kostet ganz schön Überwindung!

Der Rest des Parcours ist eher einfach. In bis zu 18 Meter Höhe geht es wieder über Seilbrücken, wirklich wacklige Baumstämme und eine kurze Hangel-Passage zurück zum Start.

Nach dem Sport haben wir uns eine Stärkung wirklich verdient. Durch den Ort geht es zur Lateria, dem Molkerei-Zusammenschluss der Livigno-Bauern. Nach einer kurzen Führung durch die Produktion stärken wir uns mit vor Ort produziertem Käse, einem besonders leckeren Molkedrink „Saron“, welchen es in Zitronen- und Orangen Geschmack gibt und Wurst von glücklichen Bergtieren. Mir hat es der „Grotto“, ein halbharter Käse, der nach der ersten Reifung in der Molkerei zum fertig reifen für 180 Tage in eine Höhle bei Livigno gebracht wird, besonders angetan. Da wir bei unserem Besuch aber auch perfektes Wetter haben, gibt es auf der Sonnenterrase noch ein Eis, bevor es wieder weiter geht. Das ist aber auch alles so lecker…

Nach einer Pause in der Sonne geht es für uns weiter. Über den Trail vom Morgen und einen kurzen Wanderweg laufen wir zu einer malerisch gelegenen Berghütte. Hier erwartet uns Michele Bormolini, der Präsident der Vereinigung der Köche Livignos. Er ist Chefkoch im Hotel Spöl und wird heute traditionelle Rezepte mit uns Kochen. Die Vereinigung der Köche hat ein Buch mit dem Titel Leina Da Saor geschrieben. Übersetzt heißt das so viel wie „eine Lawine des Geschmacks“. Hierfür haben sie ältere Einwohner Livignos nach dem Geschmack ihrer Jugend befragt. Herausgekommen ist ein wirklich tolles Kochbuch, welches schon mehrere Fotopreise gewonnen hat. Wir essen an einer langen Tafel mit atemberaubendem Blick über das Tal. Ein toller Tagesabschluss. Buchen kann man einen solchen Kurs auch direkt im Hotel Spöl.

Tag 2:

Am zweiten Tag ist Ausschlafen angesagt. Eigentlich. Allerdings werde ich wieder von der Sonne geweckt und ich mache mich wieder auf eine kurze Lauf-Runde. Die morgendlichen sieben Grad und das Programm vom Vortag sorgen aber dafür, dass ich es diesmal bei einer Tour durch das Tal belasse. Trotz, oder gerade wegen des reichhaltigen Abendessens schreit mein Körper förmlich nach Frühstück.

Anschließend wird es wieder aktiv: Im Sommer ist Livigno ein Eldorado für Fahrradfahrer. Mountainbiker und Rennradfahrer gleichermaßen treffen sich hier zum Trainieren. Unser Guide Adam führt uns vom Tal über einen befestigten Fahrweg durch das Val Federia zur 2.209 Meter hoch gelegenen Alpe Federia.

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Wir meistern die 390 Höhenmeter und 11,5 Kilometer in einer Stunde und 20 Minuten. Adam und ich auf konventionellen Mountainbikes, meine Begleiter auf E-Bikes. Wir alle wissen was wir getan haben, als wir auf der Alp ankommen. Der Blick rund um die bewirtschaftete Hütte sowie das Mittagessen bekräftigt uns: Die Schinderei lohnt sich!

Nach dem Mittagessen folgen wir dem Fahrweg wieder ein Stück in Richtung Tal, bis wir auf einen schmalen Wanderweg treffen. Wir ignorieren das Hinweisschild und folgen dem Weg.

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Hier können wir austesten was wir uns zutrauen und wie unsere Bikes reagieren. Schließlich wird der Weg noch einmal zur geschotterten Straße, um dann zu einem wirklich schmalen Trail zu werden. An nebeneinander Fahren ist nicht zu denken. Durch den Bergwald sowie über Wiesen und vorbei an Bachläufen folgen wir dem Trail, der teils steil bergauf und dann plötzlich wieder genauso steil bergab führt etwas zwölf Kilometer zurück ins Tal. Hier trennt sich die Gruppe. Zu zweit geht es weiter. Erst ein Stück das Tal entlang um dann auf der gegenüberliegenden Bergseite wieder in den Wald einzutauchen. Hier folgen wir wieder einem Wanderweg. Über Stock und Stein geht es auf halber Höhe (auch immerhin 2.200 Meter über dem Meeresspiegel) bis zum Larix-Park. Dort wechseln wir für ein kurzes Stück auf die Straße um nach etwa zwei Kilometern wieder auf einen Bergweg zu wechseln. Nachdem mich mein letzter Begleiter auch in Richtung hotel verlassen hat packt mich der Ehrgeiz und ich mache die Runde um Livigno noch komplett.

Über einen schmalen Trail geht es zu der Berghütte, in welcher wir am Vorabend gekocht haben und von dort aus über meine Laufstrecke zurück ins Tal. Mit dem Rad scheint die übrigens noch viel steiler zu sein. Als ich am Ufer des Lago Livigno ankomme, bin ich ein wenig stolz auf mich und freue mich schon wieder auf das Abendessen. Das schmeckt nach so einem aktiven Tag auch gleich doppelt gut!

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Die Mountainbike-Route als .gpx Datei bis zur Alpe Federia gibt es hier, die restliche Route hier.

Tag 3:

Auch der dritte Tag steht in Livigno voll im Zeichen des Sports. Direkt morgens Früh fahren wir zum Golf-Trainingszentrum. Es ist der höchstgelegene Kunstrasen-Golfplatz Europas und wir sind zum InCityGolf Tournier eingeladen. Am Trainingszentrum üben wir das Putten, bevor es zu sechs verschiedenen Stationen quer durch die Stadt geht. Wer gerne Golf spielt, wird daran sicher seinen Spaß haben. Wir beschließen gemeinschaftlich, dass wir lieber doch wieder die Sportart wechseln. Wir machen einen kurzen Stopp im Hotel und dann geht es direkt wieder los. Montainbiken!

Diesmal geht es mit dem Lift zur Bergstation vom Carosello3000. Von hier aus geht es über einen leicht ansteigenden Pfad zum Gipfel des 2.865 Meter hohen Monte Li Resa. Von dort aus hat meinen einen Traumhaften Blick auf Livigno. Der Ausflug lohnt sich in jedem Fall, auch wenn man ohne Fahrrad unterwegs sein sollte.

Vom Monte Li Resa breche ich alleine auf zurück ins Tal. Die Anderen entscheiden sich, lieber mit der Gondel zurück zu fahren und im Tal auf Shopping-Tour zu gehen. Mein Trail führt mich unfassbar steil und teilweise in wirklich schlechtem Zustand; er ist an vielen Stellen tief vom Wasser eingefurcht. Als ich auf der Alpe Federia ankomme brauche ich einen Augenblick um zu realisieren, dass ich diesen Weg wirklich runter gefahren bin.

Nach einer kurzen Stärkung raffe ich mich aber doch wieder auf und mache mich auf dem gleichen Weg wie am Vortag zurück ins Tal. Allerdings spare ich mir diesmal den Abstecher auf den gegenüberliegenden Bergzug. Die Route gibt es hier.

Immerhin will ich das reichhaltige Shopping-Angebot ja auch noch ein wenig auskosten. Livigno ist Aufgrund historischer Reglungen noch heute ein Zollfreies Gebiet. Das strahlt der Ort auch aus. Im Ortskern reihen sich Geschäfte jeglicher Sparte aneinander. Parfum, Kleidung, Luxusartikel. Alles was das Herz begehrt. Die Gemeinde hat für alle, die Shopping-Adicted sind, einen extra Shopping-Führer heraus gegen. Tagsüber ist es im ganzen Ort brechend voll. Ich bin relativ froh, dass diese Menschenmassen vor allem im Ort bleiben und die ruhige Alpenwelt auch weiterhin ruhig bleibt. Jeder wie er mag.

Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns noch mal ein hervorragendes Abendessen. Wir haben es uns verdient.

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Am nächsten Morgen geht es dann auch leider schon wieder zurück nach Köln. Schade, ich hatte mich gerade eingewöhnt! Allerdings ist dieser Blick auch wirklich ein wenig zum verlieben:

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Mein Fazit:

Im Sommer ist Livigno ein perfekter Stützpunkt für sportliche Aktivitäten. Mountainbiken, Rennrad fahren, Wandern, Trailrunning, Klettern, Golfen und vieles mehr. Langweilig muss hier niemandem werden. Ich bin der APT Livigno dankbar, auf deren Einladung ich diese Reise unternehmen und viele nette Menschen kennen lernen durfte. Zum Sporttreiben kann ich mir gut vorstellen noch einmal zurück zu kommen!

Nützliches:

  • Alle nützlichen Infos über Livigno gibt es auf der Seite des Tourismusverbandes APT Livigno.
  • Die Anfahrt nach Livigno ist hier hervorragend beschrieben und leider etwas mühsam. Es lohnt sich aber in jedem Fall!
  • Infos zum Aquagranda Sport- und Fitnesscenter gibt es hier.
  • Infos zum Sportangebot auf dem Lago Livigno gibt es hier.
  • Wer sich e-Bikes leihen möchte ist hier gut aufgehoben.

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