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Rochers de Freyr – Klettern auf Belgisch

Wenn man in Europa ans Klettern denkt kommen einem einige Länder in den Sinn. Deutschland, Frankreich, die Schweiz und Österreich sowieso; vielleicht auch Slowenien und Norwegen. Aber Belgien? So recht wollte ich das nicht glauben. Daher: Rucksack packen, Unterkunft buchen und auf geht´s.IMG_6285 Von Köln erreicht man innerhalb von drei Stunden den Ausgangspunkt aller Kletterunternehmungen im Gebiet von Freyr im Maas-Tal, die Hütte des Belgischen Alpenvereins an der, wie sollte sie auch sonst heißen, Causseé des Alpinistes.

Den, in diesem Jahr neu aufgelegten Kletterführer »Freyr« gibt es in der Frittenbude in der Chausseé des Alpinistes 16 oder in der fünf Kilometer entfernten Touristeninformation von Dinant. Das Cafe Chamonix, von dem man in verschiedenen Foren und Kletterseiten im Internet liest ist leider im Frühjahr ausgebrannt (was wir erst nach etwa 20 Minuten suchen erfahren) und nichts deutet darauf hin, dass es bald ersetzt werden wird. Wir sind donnerstags mittags von Köln los gefahren, sodass wir an diesem Tag noch schnell einen ersten Blick auf die Kletterfelsen werfen können und dann in unsere Unterkunft fahren (wir haben uns ein Ferienhaus in der Nähe gemietet um nicht im Matratzenlager der Alpenvereinshütte schlafen zu müssen. Manchmal darf es eben doch ein wenig mehr Luxus sein). Aber selbst der kurze Blick sorgt dafür, dass wir uns auf den nächsten Tag freuen.

Pünktlich um zehn Uhr sind wir am Freitag wieder am Parkplatz der Alvenvereinshütte an der Chausseé des Alpinistes schultern unsere Rucksäcke und steigen einem schmalen, blau-weiß markierten Pfad durch den Wald herunter zur Maas. IMG_6273Leider müssen wir feststellen, dass der Sektor Tête du Lion noch sehr feucht und rutschig ist – diese Erfahrung werden wir auf diesem Trip noch öfter machen. Nach einigen zaghaften Versuchen entscheiden wir uns es woanders auszuprobieren. Im etwas exponierter gelegenen Sektor Louis-Philippe haben wir etwas mehr Glück. Der Fels liegt in der Sonne und ist nur im unteren Bereich etwas moosig. IMG_6278Nach kurzer Diskussion wo diese Route denn jetzt genau lang geht steigen wir in unsere Klettergurte und los geht´s. Der Fels ist erstaunlich Griffig – ich hatte schlechteres erwartet. Das Internet hatte von sehr versteckten, rutschigen Routen gesprochen. Hier nicht. Die Einstiegsroute im unteren sechsten Grad ist sehr gut abgesichert – bei einem Hakenabstand von ca zwei Metern können die Klemmkeile und Friends im Rucksack bleiben. Nach 17 Metern ist an einem doppelten Bohrhaken Schluss. Wir entscheiden nicht in die Mehrseillängenroute einzusteigen, sondern ein Toprope einzurichten und noch einige alternativen zu der Route bis in den achten Grad auszuprobieren. Nachmittags wird es uns hier in der Sonne aber doch zu warm. Wir bauen ab und verbringen den Nachmittag ganz entspannt in Dinant.

Die Geburtsstadt des Saxophon-Erfinders Adolphe Sax feiert in diesem Jahr dessen 200. Geburtstag. Entlang der Maas lässt es sich nett flanieren, einen Kaffee oder ein belgisches Bier genießen. Die Kathedrale und darüberliegende Festung bieten einen imposanten Rahmen. Bei Dinant-Tourisme gibt es noch eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, welche oft nur wenige Kilometer entfernt sind. Leider sind die meisten Informationen nur auf Französisch oder Niederländisch verfügbar. Wir sind aber ja eh in einer anderen Mission unterwegs.

Samstag morgen sind wir wieder pünktlich um zehn Uhr an der Alpenvereinshütte und merken, dass es sehr sinnvoll ist die Rochers de Freyr unter der Woche zu besuchen. Bereits 15-20 Autos stehen auf dem kleinen Parkplatz und eine Menge Belgier und Niederländer sowie einige Franzosen machen sich auf den Weg an die Felsen. Wir haben Glück und sind im Sektor La Jeunesse noch recht alleine. Lediglich weit oberhalb von uns im Wald ist eine Gruppe Anfänger unterwegs. Wir haben den gleichen Plan wie am Vortag. eine etwas leichtere Route, im oberen fünften Grad, vorzusteigen, ein Toprope einzurichten und uns dann bis in den unteren achten Grad vorzuarbeiten. Leider ist die erste Route sehr dreckig und wir müssen lange kämpfen. Bis wir zum Top-Haken in etwa 22 Metern Höhe durchgestiegen sind brauchen wir drei Anläufe. Der Ausblick auf die Maas bei Traumwetter entschädigt dafür aber durchaus.

Direkt neben der Route durch die wir uns am Vormittag gekämpft haben befinden sich drei kurze Routen entlang beziehungsweise durch ein Dach. Auch hier steigen wir aber stellen nach zwei Stunden ausbouldern fest: die letzten Tage stecken uns noch immer in den Knochen und Routen im oberen siebten/ unteren achten Grad sind dann doch ein wenig zuviel gewollt.

Das macht uns aber die Entscheidung einfach: nach Freyr werden wir sicher nicht das letzte mal gefahren sein. Der Kletterführer liegt ja jetzt bereit und bei gutem Wetter lohnt sich sicher auch eine Tour für nur einen Tag. 

 

 

 

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