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Köln erwacht – Ein frühmorgendlicher Streifzug durch die Stadt.

Im Rahmen des Ökorausch Festivals in Köln haben Daniela von landlinien.de und Marcel von urbangruen.de zu einem Streifzug mit dem Motto: „Köln erwacht – bewusst Wandern in den frühen Morgenstunden“ eingeladen. Ich fand die Idee spannend und bin am vergangenen Samstag mitgelaufen. Eine interessante Erfahrung. Aber macht euch selbst ein Bild:

Es ist drei Uhr fünfundvierzig als der Wecker an diesem Samstagmorgen klingelt. Ganz schön früh und ganz schön unwirklich. Aber ich habe fest zugesagt, bin verabredet. Hilft also alles nichts. Inneren Schweinehund überwinden. Aufstehen. Frühstücken und los.

Schon als ich vor die Türe trete merke ich: irgendetwas ist anders als sonst um diese Uhrzeit. Vielleicht ist es die Tatsache, dass ich gerade gehe und nicht komme. Vielleicht ist es auch der müde Versuch meines Körpers mir zu sagen: spinnst du? Vielleicht liegt es daran, dass gerade heute die Straßenbeleuchtung bei uns ausgefallen ist. Wie auch immer. Ich steige auf mein Rad und fahre die vier Kilometer zum Neumarkt. Ich bin die Strecke sicher schon hunderte Male gefahren. Riehler Straße, Ebertplatz, Eigelstein, Komödienstraße, am WDR vorbei zum Neumarkt. Aber über komplett leergefegte Straßen und ohne angehupt zu werden wohl noch nie.

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Am Neumarkt angekommen warten tatsächlich schon einige Frühaufsteher. Pünktlich um fünf Uhr starten wir dann. 22 haben es geschafft, ihren inneren Schweinehund zu besiegen und um diese Uhrzeit auf den Beinen zu sein. Zwischenzeitlich erfahre ich, dass eine der Mitläuferinnen sogar von Ihrer Nachtschicht in einem Kölner Club kommt – meinen Respekt hat sie in jedem Fall.

Vom Neumarkt laufen wir über die Schildergasse vorbei an Kölns guter Stube, dem Gürzenich, über den Heumarkt geradewegs zum Rhein. Der Schildergasse merkt man die Uhrzeit fast nicht an. Alle Geschäfte sind hell erleuchtet – es flackert und blinkt an fast jeder Ecke. Das Einzige was fehlt sind Menschen. Wie absurd es ist, an dieser Stelle und um diese Uhrzeit Menschen zu treffen lässt sich an den Gesichtern einer vorbeifahrenden Streifenwagenbesatzung ablesen…

Am Rhein angelangt biegen wir rechts ab und folgen dem dunklen, leise vor sich hinfließenden Fluss bergauf. Unter der Deutzer Brücke hindurch bis zur Drehbrücke am Schokolandenmuseum. Dort betreten wir den Rheinauhafen und laufen durch die völlig verlassend wirkende Architektur des neusten, modernsten Kölner Feedels. Als wir die Rheinauhafen Bebauung verlassen und dem Rhein weiter Richtung Süden folgen wird es richtig dunkel. Wir laufen jetzt intuitiv näher beieinander. Irgendwie ist es hier am Skatepark und unter der Südbrücke ein wenig unheimlich. Am hell erleuchteten Hochwasserpumpwerk verlassen wir dann den Rhein

Über die Schönhauser Straße laufen wir bis zum Gelände der ehemaligen Dom-Brauerei an der Alteburger Straße. Wir überqueren die stockfinstere Brache, auf welcher sich die urban gardeneers vom NeuLand ein Reich aus Hochbeeten und Gartenlauben geschaffen haben.

Quer durch die wie entvölkert wirkende Südstadt gelangen wir in den Volksgarten. Dort wo tagsüber hunderte Menschen die Wiesen bevölkern treffen wir jetzt nur ein paar Enten. In der ganz langsam eintretenden Dämmerung erkennen wir, dass wer keine nassen Füße bekommen mag lieber auf den Wegen bleibt – die Wiesen sind nass vom morgendlichen Tau. Entlang der Brache am Eifelwall gelangen wir zur Uni. Zwischen Chemie, Biologen und Geologen betreten wir den inneren Grüngürtel. An der Unimensa vorbei geht es Richtung Aachener Weiher. In der Zwischenzeit steigt die Sonne immer höher und wir begegnen tatsächlich den ersten Joggern und Hundebesitzern. Der Sonnenaufgang taucht den Weiher mit dem Colonius im Hintergrund in ein tolles Licht.

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Schon jetzt erkennt man: das wird ein richtig guter Tag in Köln. Es wird jetzt auch immer schneller richtig Hell. Als wir auf dem Herkulesberg stehen und Richtung Dom und Mediapark schauen ist es hell.

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Die Sonne strahlt auf uns als wir durch die Grünanlage hinter dem Mediapark entlang zum Hansaring laufen. Hier merkt man: So langsam erwacht Köln so richtig. Vor dem Saturn warten bereits die ersten Kunden auf Einlass, auf den Gleisen rumpelt ein Zug nach dem anderen vorbei und auch auf der Straße fahren jetzt einige Autos. Durch die Ritterstraße und die Weidengasse erreichen wir den Eigelstein. Hier wird klar: der Tag hat angefangen. Die Geschäfte sind geöffnet, Menschen eilen Richtung Bahnhof. Wir können nun nicht mehr einfach mitten auf der Straße laufen.

Um kurz nach acht Uhr stehen wir am Bresslauer Platz und unsere Wege trennen sich wieder. 13 Kilometer sind wir durch Köln gelaufen. Durch die Stadt, die wir alle eigentlich kennen, aber die uns heute ein ganz anderes Gesicht gezeigt hat.

Mein Fazit:
Es lohnt sich Neues zu wagen. Die Stadt, die man zu kenne glaubt kann zu anderen Tageszeiten völlig anders wirken. Man achtet auf völlig unterschiedliche Dinge und sieht Dinge die man sonst wohl nicht sehen würde. Ich vermute, es wird nicht mein letzter Streifzug durchs morgendliche Köln sein. Vorgenommen habe ich mir allerdings beim nächsten Mal nicht abseits des Geschehens zu laufen sondern dann dort entlang zu streifen, wo Menschen mit mir erwachen. Vielleicht am Großmarkt, im Kwaiter Lateng, in Nippes oder in Ehrenfeld.

Wer öfter mal in und um Köln Wandern oder Radeln möchte sollte am besten mal in der Facebook Gruppe „Wandern und radeln in und um Köln“ vorbei schauen.

 

 

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