Unterwegs durch Belgische Täler
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Osterpacking

237 km Bikepacking von Aachen durch die Wallonie, das hohe Venn und die Eifel nach Köln. Ein Micro-Abenteuer an Ostern.

Viel zu selten macht man spontane Dinge. Oder zumindest mir geht das so. Oft plane ich mir Touren, egal ob lang oder kurz und finde dann entweder nicht die Zeit oder den Elan sie anzugehen. Mal Kommt die Arbeit dazwischen, mal das Wetter oder einfach irgend eine andere Ausrede. Daher habe ich mir überlegt einfach öfter spontane Dinge zu unternehmen. Daher kam es mir recht gelegen als eine Freundin mich kurz vor Ostern fragte ob ich sie nicht bei ihrer ersten Bikepacking-Tour begleiten wollte.

Also habe ich flix eine Dreitagestour bei Komoot geplant, das Rad gepackt und schon konnte es los gehen.

Voll bepacktes Gravelbike

Gepackt habe ich im Prinzip wie in der „Bikepacking mit Zelt Packliste“ beschrieben. Kleiner Unterschied: Diesmal ist das Zweipersonen-Zelt in der Lenkertasche, Schlafsack und Luftmatratze kommen in der Satteltasche unter. Die Packliste findet ihr hier.

Tag 1 – Von Aachen nach Coo

Warten auf den Zug

Um dem gewohnt wuseligen Verkehr in Köln so schnell wie möglich zu entkommen haben wir uns dafür entschieden unsere Tour in Aachen zu starten. Also fahren wir nur die zwei Kilometer zum Kölner Hauptbahnhof, steigen in den Regionalexpress und nach einer knappen Stunde kann es in Aachen los gehen.

Nachdem wir Aachen verlassen haben geht es direkt nach der Belgischen Grenze weg von der Hauptstraße. Auf Forst- und Wirtschaftswegen fahren wir durch die Vorgebirge der Wallonie. Bereits auf den ersten Kilometern lässt sich erahnen, dass wir uns ein ordentliches Programm auferlegt haben. Vor allem, da meine Begleiterin das erste mal mit voll bepacktem Bike unterwegs ist.

Nach rund 22 Kilometern überqueren wir die Vesdre und begeben uns in den ersten langen Anstieg der Tour. Gut ausgebaut und asphaltiert schlängelt sich der Waldweg auf 3,5 Kilometern mit im Schnitt 6,5% den Berg hinauf. Da kommt man schonmal ins Schwitzen. Allerdings ist es wirklich schön hier im Wald! Man merkt, dass die Bäume und Sträucher nach dem Winter wieder erwachen, Bäche plätschern und alles ist mit Moos bewachsen. Wirklich schön. Oben angekommen geht es dann über richtige Gravelautobahnen zum Stausee Lac de la Gileppe. Total schön hier.

Auch die anschließenden Wege lassen sich mit den Gravelbikes gut befahren. Bis wir kurz nach Sart-lez-Spa in den Wald einbiegen. Zuerst wird aus feinem Gravel grobe Steine. Es geht ordentlich bergauf, die Steine im Untergrund werden immer größer. Ebenso die Schlaglöcher, Traktorspuren und der Matsch. Die folgenden rund sieben Kilometer parallel zum Flugplatz von Spa sind wirklich eine Tortour die an Nerven und Motivation zehrt. Kurz nachdem wir diesen Abschnitt hinter uns gelassen haben treffen wir auf den nächsten Fail in der Route. Wir stehen auf einem ziemlich steil bergab führenden Singletrail. Dieser ist nicht nur eng und steil sondern auch matschig, steinig und mit Wurzeln durchzogen. Nach rund hundert Metern entscheiden wir eine Alternative Route zu suchen. Wir drehen um und fahren grob in Richtung unseres Ziels.

Das erweist sich als nicht die schlechteste Entscheidung. Erst geht es über einen breiten Forstweg mit nagelneuer Gravel-Oberfläche und dann durch das menschenleere Tal entlang der Le Roannay. Wirklich schön hier. Leider gibt es noch einen kleinen Dämpfer: Der erste Platte der Tour. Zum Glück ist nur ein Schleicher. Wir pumpen drei mal nach und schaffen es auf den zauberhaft gelegenen Campingplatz in Coo. Jetzt schnell das Zelt aufbauen, Duschen und eine Pizza essen um die Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen. Sauber und frisch gestärkt trinken wir noch ein Bier im Bistro des Campingplatzes, freuen uns dass es jetzt erst anfängt zu regnen und flicken dabei den defekten Reifen. Nach rund 65 Kilometern und rund 1.100 Höhenmetern sind wir dann aber auch glücklich im Zelt zu liegen.

Tag 2 – Von Coo nach Freilingen

Die Nacht ist frisch. Auf vier Grad fällt die Temperatur. Aber vor allem ist sie auch nass. Gefühlt regnet es durch. Mal stark, mal weniger stark. Die gute Nachricht ist: Das Zelt ist dicht, die Schlafsäcke warm und nach einem Kaffee im Zelt klart es ein wenig auf. Nach einem Croissant und einem weiterem Kaffee im Bistro wischen wir die restlichen Regentropfen vom Zelt, packen uns warm ein und unser Gepäck wieder auf die Räder und starten in den Tag.

Nach zwei Kilometern auf der Bundesstraße wechseln wir auf den RAVeL45. Die RAVels sind ein Netz zu Radwegen ausgebauter ehemaliger Bahntrassen. Wir folgen dieser Route rund 40km. Mit etwa 1% Steigung fährt man zwar kontinuierlich bergauf, kann aber auch gut Kilometer machen. Wir passieren einige Tunnel, den Stausee in Bütgenbach und kleine Wallonische Dörfer. Gefühlt fahren wir an Meer Kühen als Menschen vorbei. Das Wetter ist aber auch nicht unbedingt das Beste. Der Wind frischt auf und mit etwas über 10 Grad könnte es auch durchaus wärmer sein. Nach einem kleinen Umweg den uns ein extrem matschiger und durch umgefallene Bäume versperrter Waldweg eingebrockt hat fängt es auf der Abfahrt über einer ruhigen Landstraße auch noch an zu regnen. Das kratzt an den Nerven. Da hilft nur eins: In einer Wanderhütte anhalten, wärmere Radkleidung anziehen und einen heißen Tee mit ordentlich Zucker trinken. Dazu einen Müsliriegel ein paar Haribo und schon kommen Lebensgeister und Motivation zurück. Nach einer halben Stunde in der Hütte klart es auch ein wenig auf und wir fahren weiter. Natürlich geht es erstmal wieder bergauf. Auf der Landstraße. Aber diese verlassen wir zum Glück bald wieder und der Weg wird wieder abwechslungsreicher. Wir fahren durch ein Wunderschönes Naturschutzgebiet, viel durch Wald und überwiegend über Gravel. Wir passieren unter anderem den südlichsten Punkt in NRW und einige Befestigungsanlagen aus vergangenen Zeiten. Allerdings vergeht die Zeit schneller als gedacht. Gut, dass wir den Zeltplatz im Eifelcamp am Freilinger See schon online gebucht haben. Wir sind aber eh die einzigen die bei dem Wetter zelten wollen. Nach rund 100km und fast 1.300 Höhenmetern sind wir wirklich froh, als das Zelt steht. Die heiße Dusche ohne Zeitbegrenzung in einem wunderbar beheizten Waschhaus ist ein Segen! Die Pizza und das Bier ebenso.

Tag 3 – Freilingen Köln

Obwohl es in dieser Nacht wieder um die 5 Grad hat schlafen wir beide tief und fest. Erst die Sonne! am nächsten Morgen treibt uns aus dem Zelt. Wie gut es tut blauen Himmel zu sehen und Kaffee und Brötchen in der Sonne zu genießen!

Nachdem das Zelt in der Sonne getrocknet ist packen wir wieder alles auf die Räder und rollen langsam los. Nach der Tortur des Vortages haben wir uns entschieden nicht durchs Ahrtal sondern den direkten Weg durch die Eifel zurück nach Köln zu fahren.

Kurz hinterm Freilinger See verlassen wir die Straße und folgen wieder schönen Wald- und Wirtschaftswegen. Das ist Balsam für die Seele. Die Landschaft ist wunderschön und die Wege entweder geteert oder bester Gravel. Da macht das Fahren wieder richtig Spaß. Irgendwann treffen wir auf den Erfttalradweg welchem wir eigentlich einganzes Stück folgen wollen. Allerdings führt uns eine Umleitung bei Bad Münstereifel nochmal ordentlich den Berg hinauf. 18% Steigung, wenn auch nur für ein kurzes Stück haben es mit Gepäck schon ganz schön in sich. Wir lassen uns die Stimmung aber nicht verhageln. Immerhin wissen wir: Von hier geht es nur noch bergab. Außerdem scheint die Sonne und der Wind schiebt uns kontinuierlich Richtung Köln. Am Ufer der Erft rollt es wirklich schön. Die meiste Zeit über gut ausgebaute Gravelstrecken. Gerade als wir am Bleibtreusee Waldweg gegen Radweg tauschen wollen ist es dann auch so weit. Der zweite Plattfuß der Tour. Wieder am Hinterrad meiner Begleiterin. Diesmal hilft auch Nachpumpen nicht. Der Schlauch muss raus und der Übeltäter ist schnell gefunden. Eine dicke Dorne steckt im Mantel. Also Schlauch tauschen und über Radwege und Straßen wieder ins Gewusel der Stadt. Kurz vor zu Hause haben wir uns eine Belohnung verdient. Wie es sich für eine ordentliche Radtour gehört gibt es Eis. Auch wenn wir Spaghettieis gegen Veganer Frozen-Joghurt tauschen. Gefahren sind wir an diesem Tag 77 Kilometer. Rauf ging es an diesem Tag gerade mal 270, runter immerhin 610 Höhenmeter.

Alles in allem eine anstrengende Tour! Nicht zuletzt wegen des Wetters hat mich die Tour auch geschlaucht. Meine Anerkennung geht auf jeden Fall an Lena, meine Begleiterin, die sich auf Ihrer ersten Tour ordentlich durchgebissen hat!

Die Komoot Routen gibt es in meiner Collection. Diese findet ihr hier.

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