Severinsbrücke kurz vorm Ziel
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Raceday! Mein erstes Radrennen.

Mein erster Kontakt zum Fahrrad als echtes Sportgerät war im Mai 2017 auf Fuerteventura. Auf der Vulkaninsel habe ich die ersten Touren mit einem geliehenen Rennrad gemacht. Kaum zurück zu Hause war klar: Zum Geburtstag schenke ich mir selbst ein Rennrad!

Nach ersten Touren rund um Köln und einem Triathlon im vergangenen Jahr habe ich mir Anfang Juni ein neues Ziel gesetzt. Das erste Radrennen. Ein echter Klassiker musste es sein! Und Als Kölner war dann auch schnell klar: Ich mache mir bei Rund um Köln. Genauer gesagt beim Jedermann-Rennen im Rahmen von Rund um Köln. Das Skoda Velodom. Zur Wahl standen in diesem Jahr zwei Strecken (68 und 123 Kilometer). Ich habe mich als völliger Neuling mit 68 Kilometern zufrieden gegeben.

102. Rund um Köln 2018 ©Sportograf
102. Rund um Köln 2018 ©Sportograf

Vor dem Rennen:

Die letzten Tage vor dem Rennen war ich ganz schön nervös. Jeder, der in meinem Umkreis mitbekommen hat, dass ich ein Radrennen bestreiten will, erzählt mir Dinge wie: Oh, pass auf dich auf! Oder: Achtung, da fahren viele Idioten mit! Da gibt es oft schlimme Stürze…

Alles Optionen, an die ich bis dahin nicht gedacht hatte. Immerhin verletzt sich keiner gern und so ein Carbon-Rennrad wie meins ist ja auch recht sturzempfindlich. Immerhin ist der Wetterbericht mir recht gewogen. Sonne und leichte Bewölkung bei knapp zwanzig Grad.

Während ich am Samstagmittag meine Startunterlagen abhole wird aus Nervosität aber echte Vorfreude. Im Bereich der Race-Expo am Kölner Rheinauhafen stehen die Zeichen schon voll auf Geschwidigkeit. Die ersten Nachwuchsrennen laufen schon und überall sind Menschen mit und ohne Fahrrad unterwegs. Die Stimmung ist super! Also Startnummer und Transponder schnappen und bei den verschiedenen Ausstellern noch ein wenig die Nase lang machen. Samstagabend dann Fahrrad putzen, Kette frisch ölen und noch eine ordentliche Portion Nudeln um die Kohlenhydratdepots zu füllen,  viel Trinken und zeitig ins Bett.

Raceday:

Der Tag ist da. Der erste Blick aus dem Fenster ist schlechter als der Wetterbericht versprochen hat. Dichte Wolken hängen über Köln. Aber: Es ist trocken. Gott hat also doch ein Herz für Kölner (oder in diesem Fall für mich). Ein Rennen im Regen oder auf nasser Straße hätte ich wirklich nicht gebraucht. Ein bisschen Nervosität kommt  zurück. Also erstmal Frühstücken. Ich mache mir eine große Schüssel Porridge mit Nüssen und Früchten. Das bringt eine ganze Zeit Energie. Dazu wieder ordentlich trinken. Den obligatorischen Kaffee nicht vergessen! Dann noch mal Luft im Rad kontrollieren, Getränke auffüllen (ich nehme eine Flasche reines Wasser und eine Flasche mit einem Elektrolytgetränk mit), einen Riegel für vor dem Rennen und zwei Energie-Gels für während des Rennens ins Trikot packen.

Durchatmen, Helm auf, Sonnenbrille an und ganz langsam Richtung Start. Schon an der ersten Ampel treffe ich auf andere Rennradfahrer. Ein bisschen ist es wie bei einer Sternfahrt. Aus allen Richtungen kommen die unterschiedlichsten Radler und rollen Richtung Startaufstellung. Bei der Anmeldung habe ich tief gestapelt und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 kmh angegeben. Daher starte ich aus Startblock D. Da die Beschilderung etwas verwirrend ist, denke ich, ich stehe ganz am Anfang des Startblocks. Nach und nach stellt sich aber heraus, dass ich ganz am Ende stehe. Nun gut, egal. Die Spannung steigt. Ich stehe mit zwei Starterinnen ganz am Ende des Startblocks und bin ganz froh als sie erzählen, dass sie auch das erste mal dabei sind. Ich bin also nicht alleine. Wir beschließen auf den ersten Kilometern mal aufeinander zu achten und falls es mit der Geschwindigkeit passt, vielleicht auch miteinander zu fahren. Es soll anders kommen. Dann ist es soweit.

Das Rennen:

Startaufstellung ©Sportograf
Startaufstellung ©Sportograf

11 Uhr. Der erste Startblock geht ins Rennen. Im Abstand von zwei Minuten folgen die weiteren Startblöcke. Dann bin ich dran. Startschuss. Und los.

Am Anfang ist es ein wenig wie im Ameisenhaufen und ich bin wirklich froh, dass ich mir das Treiben von hinten aus anschauen kann.
Auf der Rheinuferstraße geht es vom Rheinauhafen Richtung City. Im ersten Kilometer merke ich schon: 30 km/h Schnitt war quatsch. Ich fühle mich fit und gebe Gas.

Nach etwas mehr als einem Kilometer geht es in den Rheinufertunnel. Für mich das erste Highlight – hier ist nämlich normalerweise für Fahrräder die Durchfahrt streng verboten. Schnell geht dann am Zoo vorbei über die Mülheimer Brücke. Ein Teil meines täglichen Arbeitswegs (wie gern ich jeden Tag so schnell wäre…). Durch Höhenhaus und Dünnwald geht es über Schildgen Richtung Odenthal. Unterwegs bin ich froh, dass ich die Strecke aus meinen Trainingsausfahrten gut kenne. Hier gibt es ganz schön viele Schlaglöcher und Verkehrsinseln, und leider etwas zu wenige Streckenposten.

Direkt nach Odenthal erwartet uns auch die erste wirkliche Steigung. Plötzlich ist die Geschwindigkeit raus und ich merke dass sich stetiges Training im Bergischen schon irgendwo bezahlt macht. Die Steigung beträgt immerhin bis zu 14 Prozent. Über die Orte Bechen und Neschen geht es über schnelles Terrain nach Spitze wo knapp die Hälfte des Wegs geschafft und die erste richtige Abfahrt erreicht ist.

Die Hälfte liegt hinter mir. Von Spitze geht es erstmal bergab. ©Sportograf
Die Hälfte liegt hinter mir. Von Spitze geht es erstmal bergab. ©Sportograf

Fünf Kilometer geht es hier bergab. Eine schöne Belohnung. Allerdings geht es in Bergisch Gladbach Sand dann noch einmal richtig in die Eisen. Über 16 Prozent ist die Steigung hier in der Spitze. Gut, dass die netten Helfer an der Verpflegungsstation hier mit neuem Wasser zur Hand sind. Etwas trinken, den Rest der Flasche in den Nacken und zum nächsten Highlight. Die rund zweihundert Meter Kopfsteinpflaster der Bensberger Schlossstraße. Hier hat sich schon manch ein Profi hoch gequält und auch ich sehe einige Mitfahrer absteigen. Zum Glück stürzt niemand.

Kopfsteinpflaster am Bensberger Schloss ©Sportograf
Kopfsteinpflaster am Bensberger Schloss ©Sportograf

War ich bis Bensberg schon schnell unterwegs, wird es jetzt irgendwie skurril. Ich habe wirklich gut in den Tritt gefunden und lege noch ein paar Körner drauf. Es geht mit Geschwindigkeiten um die 45 kmh im Schnitt durch die Hügel des Königsforstes um dann noch mal die Geschwindigkeit anzuziehen und immer der L284 folgend nach Köln zu rasen. Eng wird es noch einmal auf der Severinsbrücke einige hundert Meter vor dem Ziel.

Severinsbrücke kurz vorm Ziel
Auf der Severinsbrücke kurz vorm Ziel ©Sportograf

Man merkt deutlich, dass alle jetzt nochmal die letzten Kräfte zusammenpacken und sich auf den Schlusssprint konzentrieren. Und dann ist sie plötzlich da. Die Zieldurchfahrt am Rheinauhafen.

Zielankunft nach 1:46,32 ©Sportograf
Zielankunft nach 1:46,32 ©Sportograf

Nach dem Rennen:

Ausrollen. Durchatmen.

Schnell wird es ganz schön eng. Also raus aus dem Zielbereich. Den Transponder für die Zeitmessung abgeben und schnell etwas kaltes zu Trinken ergattern. Selten habe ich mich über eine Bockwurst im Brötchen so gefreut wie jetzt. Ich suche mir einen Platz im Schatten (in der Zwischenzeit ist die Sonne doch noch rausgekommen. Der Herrgott ist halt doch Kölner…) und schaue endlich mal auf meinen Radcomputer. 1:46.32. Mein selbstgestecktes Ziel war es, unter zwei Stunden zu bleiben. Das wäre also erreicht. Ich klicke mich grübelnd durch das Gerät und langsam wird mir klar: Das bedeutet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 38 kmh und einer durchschnittlichen Leistung von 320 Watt. Ich kann also ein ganzes Paket Nudeln zu Abend essen. Puh. In der Gesamtwertung bin ich 300ster geworden. In meiner Altersklasse belege ich Platz 87. Zufrieden bin ich damit allemal.

Fazit:

Das Rennen in Köln hat mich heiß gemacht. Für das kommende Jahr steht meine Teilnahme schon zu 100 Prozent fest und ich bin auch auf der Suche nach weiteren Rennen. Ich bin angefixt.

Nützliches:

Streckenprofile und alle Infos über das Velodom und Rund um Köln gibt es hier.

Mein Strava-Profil mit allen Trainingstouren gibt es hier.

One Comment

  • Ingeborg V.

    Tolle Leistung und toller Bericht – freue mich sehr für dich, dass es so gut gelaufen ist 🙂 Dein Vater platzt jetzt vermutlich vor Stolz (und überlegt wie schnell er wohl wäre :-))

    Gratulation und pass beim Training gut auf dich auf. Liebe Grüße an Steffi und bis hoffentlich bald einmal (kommt doch mal in die Mühle geradelt – ist eine gute Trainingsstrecke)

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