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Landschaftspark Duisburg – Klettern im Hochofen

„Draußen wär´ cooler“ denke ich häufig, wenn ich vor allem im Winter in der Kletterhalle trainieren gehe.

Leider ist das Klettern im Winter draußen selbst im gemäßigten Klima im Rheinland recht ungemütlich. Daher freue ich mich immer auf die ersten wärmeren Tage des Jahres. Endlich wieder raus. Da oft die Zeit fehlt in die Ferne zu schweifen versuche ich möglichst viel Abwechslung in der Nähe zu finden.

Ein etwas außergewöhnliches Ziel ist der Klettergarten im Landschaftspark Duisburg.

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Blick auf die Türme „IGN“ und „Watzmann“

Fakten:

Die Sektion Duisburg des Deutschen Alpenverein (DAV) betreibt bereits seit 1990 eine Kletteranlage auf dem Gelände des ehemaligen Eisenhüttenwerks Duisburg Meiderich. Dort wo früher Eisenerze und Koks zwischengelagert wurden verteilen sich heute über 400 Routen in acht Sektoren. Die etwa 10-12 Meter hohen Wände wurden vornehmlich so belassen, wie sie bei Aufgabe der Hütte vorgefunden wurden. Vor der Nordparkhütte, in der man auch das obligatorische Kletterticket kauft befindet sich Sektor Nordparkhütte. Dieser wurde als einziger ausschließlich mit künstlichen Klettergriffen ausgestattet. Es ist auch der einzige vollständig überdachte Sektor. Die Routen haben eine maximale Länge von 22m, ein 50m Einfachseil ist also völlig ausreichend. Der Abstand zwischen den Bohrhaken beträgt ca. 1,5m. Ein Set von fünf bis acht Expressschlingen sollte also in allen Routen ausreichen.

Mein Tag im Landschaftspark:

Das Wetter ist gut, die Temperaturen sollen endlich mal wieder den zweistelligen Bereich erreichen und ich habe einen Tag frei. Praktisch. Also schnell den Rucksack gepackt, einen Kletterpartner organisiert und auf dem schnellsten Weg zum Bahnhof. Die Regionalbahn ist von Köln aus in einer Stunde am Landschaftspark. Vom Bahnhof geht es in etwa zehn Minuten zu Fuß zur Nordparkhütte. Hier kaufen wir unsere Klettertickets und bestätigen die Nutzungsbedingungen. Das Kletterticket kostet mich als DAV Mitglied 5, meinen Kletterpartner 8 Euro. Da es erst kurz vor elf und zusätzlich auch noch mitten in der Woche ist sind wir die einzigen Kletterer weit und breit. Wir schauen uns in den Topos einen Bereich zum Aufwärmen aus. Die Pfeiler Watzmann und IGN haben es uns angetan. Hier gibt es einige gut abgesicherte Routen im 5. und 6. Schwierigkeitsgrad (UIAA).

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Der Blick in Sektor 1 am Ausstieg aus „Sepp“ (7)

 

Der Beton erinnert mich ein wenig an das Klettern in Nideggen. Viele sehr runde, abgespeckte Kieseleinschlüsse wechseln sich mit kleinen Löchern und noch kleineren Leisten ab. Ich kann mich noch nicht so richtig daran gewöhnen, sodass wir nach drei kurzen Routen von den Säulen lassen und in den benachbarten Sektor wechseln. In Sektor 3 „Petit Canyon du Duisburg“ versuchen wir unser Glück weiter. Hier komme ich besser zurecht und wir können einige Routen im fünften und sechsten Grad klettern. Man spricht wohl von Genussklettern. Nachdem die Route „Monsier Oublie“ uns beiden so gar nicht gelingen will wechseln wir zurück in Sektor 1. Eine „7“ sollte doch eigentlich zu schaffen sein. Also versuchen wir es in Sektor 1. Hier gibt es eine Wand, welche die Struktur der Wand mit gebohrten, künstlichen Haken kombiniert.

Sektor 1. Hinten links "Sepp" und "R22"
Sektor 1. Hinten links „Sepp“ und „R22“

Eine Kombination, die gar nicht so einfach zu meistern ist. Nach zwei vergeblichen Versuchen in „R22“ (7+) wechseln wir zu „Sepp“ (7). Nacheinander durchsteigen wir die Route ohne größere Probleme. Ein letzter Wechsel bevor wir uns wieder auf den Weg nach Hause machen führt uns noch einmal in Sektor Nordparkhütte. Hier sind alle Routen aus künstlichen Klettergriffen auf glattem Beton. Es hat etwas von Kletterhallen-Flair. Die Griffe sind aber sehr griffig und die Routen zeugen von der Kreativität ihrer Schrauber. Zudem geht es hier teilweise extrem überhängend durchs Dach. Der perfekte Abschluss. Die Arme sollen ja lang werden.

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Sektor Nordparkhütte

Nebenher:

Wem das einfache Klettern nicht ausreicht oder wer seinen Horizont ein wenig erweitern möchte ist in der Drytooling-Zone gut aufgehoben. Hier kann man ganzjährig an Baumstämmen austesten, wie es ist mit Steigeisen und Pickeln zu klettern. Ein tolles Training für die Eiskletter-Saison.

Wer gerne mit Anfängern oder Familie unterwegs ist findet im 300m langen Klettersteig bestimmt Möglichkeiten der Betätigung.

Der ganze Landschaftspark lädt zum Spazierengehen, Radfahren und spielen ein. Man kann in einem alten Gasometer tauchen und es gibt viel in der Industriebrache zu entdecken. Ein Ausflug, auch als Nicht-Kletterer lohnt sich.

Fazit:

Lange kann ich mich an diesem „Fels“ eher nicht begeistern. Es ist schön draußen zu klettern, die Routen sind aber ziemlich rutschig und das Konglomerat aus Beton und Kiesel gefällt mir ja in Nideggen schon nicht. Trotz alledem lohnt sich der Ausflug in den Landschaftspark in jedem Fall. Das Klettern in dieser Kulisse ist schon ein besonderer Moment. Für mich steht fest: Hier fahre ich noch mal hin. Vielleicht nicht in dieser Saison, aber in der nächsten bestimmt.

Wo es mir bisher im Westen sonst noch so gefallen hat könnt Ihr hier nachlesen. 

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